5. Tag, 25.06.2015, Achill Island

"36 Grad und es wird noch heißer" schwirrt mir gerade im Kopf rum als ich diese Zeilen schreibe. Kaum vorstellbar, dass ich in kurzer Hose in Haus sitze, weil es draußen zu heiß ist. Nichts wünsche ich mir im Moment sehnlicher als diesen Montag unseres Urlaubs, der sich mir beim Öffnen der Vorhänge grau und regnerisch präsentiert. Dass das Thermometer nur mit Mühe den zweistelligen Bereich erreichen wird, weiß ich zum Glück jetzt noch nicht, sonst wäre ich sicher schnell wieder unter die warme Decke gekrochen.

So sitzen wir bald bei Stefanies leckerem "Full Irish" und lassen uns von ihr überzeugen, dass wir auf das GPS verzichten und eine ihrer Karten mitnehmen sollen. Dave, ihr Mann, empfiehlt uns eine Tour zum Achill Island. Das hatten wir uns zwar auch so überlegt aber wir nehmen natürlich gerne die Tipps der "locals" an. Außerdem ist das eine gute Gelegenheit für Marianne, mal das Vorausfahren zu übernehmen. Um unsere Tour dokumentieren zu können lasse ich das Navi aber mitlaufen.

Gemütlich machen wir uns fertig und es ist 11:20 Uhr als wir die Motoren unserer Maschinen starten. Marianne hat Stefanies Karte im Kartenfach des Tankrucksacks und wir folgen der N 59 über Newport bis nach Mallaranny. Hier verlassen wir die Nationalstraße, die bis dahin schon überaus fahrenswert ist. 

Irische Nationalstraßen sind keineswegs mit unseren Bundesstraßen zu vergleichen. Sie sind wesentlich schmaler und kurvenreicher, so dass es kaum notwendig ist auf kleinere Sträßchen auszuweichen um Fahrspaß zu haben. 

Immer wieder erhaschen wir atemberaubende Ausblicke auf den Atlantik und Marianne macht prompt einen Abstecher an den Strand und legt dabei gleich unsere erste Off-Road-Etappe ein. 

An der nächsten Kurve wartet eine weitere irische Spezialität auf uns: Auf der Straße steht eine Handvoll Schafe, die auch nur gemächlich Platz machen. Leider sind die Viecher unberechenbar und man weiß nie, nach welcher Seite sie ausweichen. Daher empfiehlt es sich, hier nur langsam vorbei zu fahren und auf alles gefasst zu sein.

Besonders die jungen Schäfchen suchen panikartig nach ihrer Mutter wenn die zwei deutschen Knatterbüchsen ankommen.

Wir folgen der R316 bis zum Achill Sound, wo wir über die Brücke auf die größte irische Insel, Achill Island, fahren.

Atemberaubende Aussichten entlang des Wild Atlantic Ways, die mit 2500 Kilometern die längste Küstenstraße Europas,  verführen uns immer wieder zum Anhalten und genießen. Immer wieder fängt es allerdings auch an zu nieseln, aber die Gore-Tex Klamotten halten dicht und wir können auf den Regenkombi verzichten. 


Gegen 14:00 Uhr treibt uns der anhaltende Nieselregen und die neblig trüben Aussichten in die Fänge einer bösen Hexe, die versucht uns in ihrem Hexenhäuschen mit Kaffee und Kuchen zu mästen, um uns anschließend den Fischen zum Fraß vorzuwerfen. Wir lassen es geschehen, ziehen aber dann vor zu bezahlen und lassen die Hexe unverrichteter Dinge zurück. 

Naja, vielleicht war's gar keine Hexe und sie hat nur böse geschaut weil sich unter unserem Tisch ein kleiner See gebildet hatte. (Nicht weil jemand undicht war, sondern eher, weil alles dicht gehalten hat.) Eigentlich erleben wir die Iren als sehr freundlich und rücksichtsvoll, Motorradfahrern gegenüber. 

Nach der Stärkung und einsetzender Trocknung schwingen wir uns enthusiastisch auf unsere Kühe und reiten "Land's End" entgegen. Ein recht böiger Wind zwingt uns gelegentlich auch auf der Geraden in die Schräglage, bis wir das Ende der Straße erreicht haben. Ab hier ginge es nur zu Fuß weiter, aber wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier.

Laut Reiseführer befindet sich die höchste Steilküste Europas mit 664 Metern auf Achill Island und Marianne hat der Ehrgeiz gepackt. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Weg dorthin, denn ausgeschildert sind die Cliffs of Croaghaun nicht. Der kleine Ausflug beschert uns die nächste Off-Road-Passage unserer Tour aber den richtigen Weg zu den Klippen finden wir nicht. Irgendwann stehen wir am Ende einer Schotterpiste vor einem Zaun, der uns nur die Möglichkeit lässt, wieder umzukehren.

Dass die Cliffs of Croaghaun noch nicht touristisch erschlossen sind und man dort nur zu Fuß oder über den Wasserweg hinkommt, erfahren wir erst als wir gegen 15:30 Uhr, nach 190 Kilometern, wieder in unserer Pension sind. Wir haben unsere Entdeckungstour trotzdem genossen.

Abends greifen wir auf bewährtes zurück und da es heute nirgendwo Live-Musik gibt, gehen wir bald zurück und fallen müde ins Bett.

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Liebe Besucherin, lieber Besucher meiner Homepage, 

über einen Kommentar, bzw. einen Eintrag im Gästebuch würde ich mich sehr freuen. Damit ich weiß, ob das außer mir noch jemand liest.  ;-)

Danke und bis bald

Stefan