13. Tag, 02.06.2015, Glenbeigh - Carlow
5:30 Uhr zeigt das Display auf meinem Telefon, als ich wach werde. Noch im Halbschlaf höre ich tumultartigen Lärm von der Straße. Stimmen rufen, ist da nicht auch Hundegebell? Schlaftrunken schaue ich aus dem Fenster und sehe eine riesige Schafherde, die sich unter unserem Fenster durch die Straßen von Glenbeigh wälzt. Meine Wut über die unterbrochene Nachtruhe wird bei der Vorstellung von leckeren Lammkoteletts vom Grill besänftigt und in Gedanken rufe ich der blökenden Menge ein „guten Appetit“ auf dem Weg zu ihrer großen, saftigen, grünen Wiese zu.
Blöd, dass ich jetzt erst mal wach bin und so schnell nicht wieder einschlafen kann. Ich nehme meinen Tolino und lese ein paar Seiten, bis ich wieder müde werde und mir die Augen zufallen. Durch das beleuchtete Display brauche ich kein Licht und störe Marianne nicht, die seelenruhig weiter schläft.
Das nächste Mal werde ich geweckt, als heftiger Wind Regen gegen unser Fenster peitscht. Ich denke gleich an den Regenkombi, ziehe mir die Decke über den Kopf und nicke tatsächlich noch einmal ein.
Um 8:00 Uhr lacht die Sonne vom Himmel und wir beeilen uns, dass wir auf die Bikes kommen. Bis wir gegen 10:00 Uhr die Motoren starten hängen wieder dicke Wolken am Himmel und ein leichter Nieselregen setzt ein. Ich weiß nicht warum es mir so wiederstrebt, den Regenkomi anzuziehen, aber wir entscheiden uns auch heute wieder dagegen. Obwohl wir den Wolken hinterher fahren und die Straße oft vom Regen noch nass ist, bleibt es wieder fast trocken. Den leichten Niesel, der ab und zu fällt, nehmen wir als Irland-Profis schon gar nicht mehr wahr.
Unsere erste Station heute ist der legendäre „Rock of Cashel“. Bis Cashel fahren wir auf gut ausgebauten Schnellstraßen, die uns zwar schnell voranbringen, aber schnell ziemlich langweilig werden. Der Berg mit der Festung erhebt sich stolze 65 m hoch und gilt als irisches Wahrzeichen. Als Sitz von Feen und Geistern wurde er schon im Altertum verehrt. St. Patrick machte die Burg im 5. Jahrhundert zum Bischofssitz.
Heute ist der Rock ein Muss für alle Bustouristen daher völlig überlaufen.
Als wir den Ort schon fast wieder verlassen haben, gelingt uns ein Foto, auf dem das Gerüst fast nicht zu sehen ist. Das muss reichen – Menschenmassen und dunkle Wolken am Himmel treiben uns weiter.
Mit dem Verlassen des County Kerry und dem Eintritt in das County Limerick werden die Straßen wieder schmaler und kurvenreicher. Teilweise fahren wir Single-Track-Roads auf denen Grasbüschel sich in der Straßenmitte durch den Asphalt gebohrt haben. Nicht nur die Straßen, auch die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher. Immer wieder kommen wir an alten Friedhöfen vorbei. Die Kapellen sind lange eingestürzt und mit Efeu überwuchert. Niemand hat sich die Mühe gemacht die Ruinen zu beseitigen und so sind stimmungsvolle Sehenswürdigkeiten entstanden.
Schon gegen 15:00 Uhr sind wir in Carlow, das uns auf den ersten Blick recht betriebsam erscheint. Wir suchen das Red Setter Guesthouse und finden es unkompliziert mitten in der City in der Dublin Street. Wir haben ein riesiges, superbequemes Zimmer mit Blick in den liebevoll angelegten Backyard in dem unsere beiden Mopeds natürlich das absolute Highlight darstellen.
Da bis zum Abendessen noch reichlich Zeit ist, schlendern wir in die City und zum Carlow Castle, das im 13. Jahrhundert erbaut wurde und mit seinen 2,70 m dicken Mauern so manchen Ansturm wiederstehen konnte. Erst 1814 ging der Besitz auf einen Psychiater über. Dieser wollte das Gebäude als psychiatrische Anstalt nutzen. Um die Räumlichkeiten im Inneren zu vergrößern, brachte er Schwarzpulver-Ladungen an den Mauern an. Bei der anschließenden Sprengung wurde das Gebäude bis auf die östliche Außenmauer mit den beiden Wachtürmen zerstört. Die Ruine ist heute als National Monument eingetragen.
Für das Abendessen empfiehlt der Reiseführer empfiehlt ein Restaurant in Uninähe, das allerdings geschlossen hat. Schließlich landen wir in einer Einkaufspassage, wo wir ein offenes Restaurant finden. Außer unserem ist nur noch ein weiterer Tisch besetzt. Von der Betriebsamkeit des Nachmittags ist wenig geblieben, Carlow ist ziemlich tot abends. Auf den Straßen begegnen uns kaum andere Menschen. Da heute aus keinem Pub Live-Musik zu hören ist, sind wir gegen 21:00 Uhr wieder auf unserem Zimmer und schlafen früh ein.
Liebe Besucherin, lieber Besucher meiner Homepage,
über einen Kommentar, bzw. einen Eintrag im Gästebuch würde ich mich sehr freuen. Damit ich
weiß, ob das außer mir noch jemand liest. ;-)
Danke und bis bald
Stefan