Als wir gegen 9:00 Uhr zum Frühstück kommen sind wir die Letzten und die Croissants sind schon weggefuttert. Von wegen Bikerkumpels… Aber das ist eigentlich kein Problem, denn es tröstet uns ein Bilderbuchwetter, dass sich uns heute Morgen beim Öffnen der Klappläden offenbart.

Auch bei Yves gibt es morgens ein französisches Frühstück mit Croissants (grummel grummel), Baguette, Marmelade, Joghourt, Kaffee, der locker Tote aufwecken würde, und frisch zubereitetem Rührei.

Das Frühstück gibt's ab 8:00 Uhr und die anderen Urlauber sind im Prinzip schon auf dem Weg zu ihren Motorrädern. Wir lassen uns nicht hetzen und genießen das Frühstück. Nach den beiden langen Tagen wollen wir heute nur eine kleine Tour zu machen. Schließlich muss sich ja auch der Dubs mal von den Strapazen erholen. Obwohl die Sitzbänke bequem und gepolstert sind spürt man das Hinterteil nach zwei so langen Tagen doch schon deutlich. Nach dem Frühstück kommt Yves mit einer Landkarte und fragt, ob er uns ein paar Tourtipps geben soll Das Angebot nehmen wir natürlich gerne an. Er empfiehlt uns in nördliche Richtung zu fahren. "Könnt ihr so 8 - 10 Kilometer Schotter fahren?" Och nöö, das muss nicht unbedingt sein. Wir gehören nämlich zu der seltenen Gattung der Motorradtouristen die mit Straßenmaschinen unterwegs sind. Der Rest fährt mit Reiseenduros, meistens BMW 1200 GS. Jetzt glaube ich auch den Statistiken, dass die GS das meist verkaufte Motorrad der letzten Zeit ist. Man sieht sehr selten was anderes.

Schließlich empfiehlt Yves uns eine Tour über den Cormet de Roselend, um den Lac de Roselend, über den Col du Pret, nach Beaufort (das heißt nicht nur so, da wars auch ziemlich windig) und von dort zum Col de Saisie. Dort verspricht er uns einen tollen Blick auf den Mont Blanc. 

Der erste Teil geht recht flott durchs Tal bis Bourg-Saint-Maurice und von da an geht es rauf auf den Berg mit allem was dazugehört. Zum Glück hatte uns ein anderer Biker gewarnt, dass in Frankreich, da wo das Warnschild "Rollsplit" steht, die Steinchen auch unmittelbar liegen. Das bestätigt sich heute mehrfach. Immer wieder stehen die Schilder am Straßenrand und das bedeutet, vorsichtig fahren, weil dann meist mehrere Stellen der Fahrbahn mit Split ausgebessert wurden. 

Wovor allerdings nicht gewarnt wird sind die Hinterlassenschaften der Kühe mitten auf der Fahrbahn, die ebenfalls nicht zu unterschätzen sind. Wie peinlich, wenn man später erzählen müsste, dass der Rollsplit kein Problem war, sondern ein Kuhfladen die Fuhre zu Fall gebracht hat. Nee, nee dann geht’s halt lieber ein bisschen vorsichtiger um Kurven und Kehren.

 

Spaß macht es trotzdem ungemein und wir genießen den Wechsel zwischen flotten Kurven und den manchmal recht hakeligen Spitzkehren, von denen selten eine alleine kommt.

Traumhaft schöne Gegend, besonders der Blick auf den Lac de Roselend hat es uns angetan. Gegen 14:00 Uhr lassen wir uns in Beaufort "den Wind um die Nase wehen". In der Brasserie gibt es leckere Sandwiches mit Schinken und Beaufortkäse, die wir bei strahlendem Sonnenschein genießen. Mit Begeisterung beobachten wir den Bäckerladen nebenan, der über die Mittagszeit geschlossen hat und trotzdem im 5-Minuten-Takt Leute kommen um festzustellen, dass Mittagspause ist. Hätte der heute durchgearbeitet, der hätte das Geschäft seines Lebens gemacht.

Selfie mit Baguette und Eingang zum Bäckerladen
Selfie mit Baguette und Eingang zum Bäckerladen

Angesichts der fortgeschittenen Zeit beschließen wir den letzen Schwubs zum Mont Blanc Blick nicht mehr zu fahren sondern den Heimweg anzutreten. Und weil's so schön war (und eigentlich nicht wirklich eine Alternative gibt) fahren wir die gleiche Strecke zurück, lassen dabei nur den Abzweig nach dem See aus und sind gegen 17:00 Uhr zurück bei Yves. 160 Kilometer mit Kurven, Kurven, Kurven J

 

 

 

Wollten wir nicht heute einen Ruhetag einlegen?

 

Abends sitzen wir bei Wein und Brot an der Tafel. Yves und Marie servieren heute Hühnerbeine, Crozets, grüne Bohnen - alles natürlich nach savoyardischer Art. Zum Nachtisch gibt's Pannacotta mit pürierten Erdbeeren. Unsere unmittelbaren Tischnachbarn sind ein sehr schweigsames Ehepaar aus Stuttgart, die nur sehr schwer in ein Gespräch zu verwickeln sind. Sie sind mit PKW und Anhänger nach Aimes gefahren und machen ähnlich wie wir Tagestouren rund um die Gite. Eine andere Gruppe aus der Gegend von Hannover ist mit dem Autoreisezug bis Lörrach gefahren und dann ab dort mit den Mopeds weiter. Viele Gäste bleiben nur eine Nacht und machen eine Rundtour von Unterkunft zu Unterkunft. 

  

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